Mit Nachhaltigkeit werden zunächst häufig ökologische Fragen verbunden. Doch umfasst der Begriff eine ökologische, eine ökonomische und eine soziale Dimension. Das Wirtschaften darf unsere natürlichen Lebensgrundlagen nicht zerstören . (ökologisch)Es darf nicht nur auf kurzfristige Wohlstandsgewinne abzielen - sondern auch nachfolgende Generationen müssen die Möglichkeit haben Wohlstand zu generieren. (ökonomisch)Zudem müssen die Grundbedürfnisse nachhaltig gesichert und Teilhabe für alle Gesellschaftsmitglieder gleichermaßen möglich sein. (sozial)
Was wird diskutiert?
Die Welt steuert noch immer auf die Klimakatastrophe zu; die EU ist eine der Regionen mit dem höchsten Co2-Ausstoß.Muss sich die EU ehrgeizigere Ziele setzen? Wie kann sie ihre Klimaziele auch wirklich erreichen? Wie kann die EU mithelfen, dass dies auch in anderen Ländern gelingt?
Sozialer Ausgleich
Die Erträge einer dynamischen und produktiven Wirtschaft müssen in fairer Weise verteilt werden.Damit wird gewährleistet, dass Menschen frei von Existenzängsten durch gute Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen können und einen gerechten Anteil am Zuwachs des Sozialprodukts erhalten.In Deutschland ist der soziale Ausgleich in der Wirtschaftsordnung auch im Grundgesetz in Artikel 19 festgeschrieben, der die Bundesrepublik als sozialen Bundesstaat definiert.
Was wird diskutiert?
Finanzmarktkrise und Corona-Pandemie haben die soziale Ungleichheit in Europa erneut verstärkt.Wie kann die Ungleichheit in und zwischen den Staaten verringert werden? Wie gelingt sozialer Fortschritt in der EU? Wie kann gute Arbeit gestärkt werden?
Wachstum
„Der Mensch“, so formulieren es die UN-Pakte, soll „frei von Furcht und Not“ leben. Die Freiheit von Not setzt zwangsläufig eine materielle Grundsicherung voraus. Es muss ein Sozialprodukt vorhanden sein, das ein Mindestmaß an Wohlstand
gewährleistet, damit jeder seine Grundrechte auch zur individuellen Entfaltung
nutzen kann. Dabei geht es einerseits um den individuellen Wohlstand eines jeden Einzelnen, andererseits aber auch um einen gesamtgesellschaftlichen Wohlstand durch ausreichende Mittel für öffentlich definierte Aufgaben.
Wirtschaft in der Sozialen Demokratie
Die drei wirtschaftspolitischen Prinzipien Wachstum, sozialer Ausgleich und Nachhaltigkeit beeinflussen sich gegenseitig.Das besondere an einer Wirtschaftspolitik der sozialen Demokratie ist das Ziel die Balance zwischen allen dreien zu finden.Es gibt politische Strömungen, die sich vor allem auf eines der Prinzipien konzentrieren. Sie wurden geprägt von den drei wirtschaftspolitischen Vordenkern Adam Smith, Karl Marx und John Maynard Keynes.
Antizyklische Steuerung
Der Staat muss in einer wirtschaftlichen Abschwungphase in den Markt eingreifen und private Nachfrage ersetzen: indem er sich verschuldet und mehr Geld ausgibt.
Investitionen
Wenn der Staat investiert, zum Beispiel in den Bau von Straßen oder Schulen, kann das eine positive Spirale in Gang setzen:
Mit den zusätzlichen Ausgaben werden mehr Menschen eingestellt, die wieder mehr konsumieren und Nachfrage schaffen.
Umverteilung
Mit wachsendem Einkommen nimmt die Sparquote zu und die Neigung zum Konsum ab. Daher ist es sinnvoll, wenn Geringverdienende, deren Sparquote geringer ist, mehr Einkommen erhalten, um Konsum zu stimulieren.
Instabilität
Eine profitorientierte Wirtschaftsordnung ist gemäß Marx instabil und krisenanfällig. Seiner Ansicht nach kann es daher zur Revolution der Ausgebeuteten kommen.
Ausbeutung
Die Ausbeutung der Arbeiter*innen spiegelt sich im Mehrwert wider:
Der Mehrwert ergibt sich nach Marx aus dem Gewinn, den der Unternehmer aus der Arbeitsleistung der Arbeiter*innen nach Abzug der Lohnkosten und der Aufwendungen für die Produktionsmittel zieht.
Entfremdung
Mit der „Entfremdung der Arbeit“ beschreibt Marx die Schattenseite produktiver Arbeitsteilung. In der Massenfertigung ist der Arbeiter nur noch an kleinteiligen und monotonen Produktionsschritten beteiligt. Der Kontakt mit dem am Ende hergestellten Produkt und die damit verbundene Befriedigung gehen ihm verloren.
Streben nach Eigennutz und Eigentum
Aus dem Streben nach Eigennutz und Eigentum kann etwas Produktives entstehen, das dem Gemeinwohl dient.
Arbeitsteilung und Spezialisierung
Die Aufteilung und Spezialisierung auf einzelne Arbeitsschritte erhöht die produktiven Kräfte der Arbeit.
Freihandel und Wettbewerb
Wenn Länder frei miteinander handeln können, spezialisieren sie sich auf das, was sie jeweils am besten beherrschen. Die Produktivität kann so insgesamt steigen.
Paul Krugmann
Neue Handelstheorie und Kampf gegen Auteritätspolitik
„Heute müssten Regierungen mehr Geld ausgeben, nicht weniger, und zwar so lange, bis der private Sektor wieder in der Lage ist, den Aufschwung zu tragen. Doch stattdessen gelten neuerdings arbeitsplatzvernichtende Sparprogramme als der Weisheit letzter Schluss.“
Kurzbiografie
Geboren 1953
Nobelpreis für seine neue Handelstheorie
Weltweit bekannt durch seine scharfzüngigen Kommentare in der „New York Times“
Mariana Mazzucato
Der Staat als Unternehmer
„Um gesellschaftliche Herausforderungen wie den Klimawandel, Jugendarbeitslosigkeit,
Fettleibigkeit, die Alterung und Ungleichheit anzugehen, muss der Staat führen – nicht einfach durch die Korrektur von Marktversagen, sondern durch die aktive Neugründung von Märkten.“
Kurzbiografie
Geboren 1968
Innovationsökonomin an der University of Sussex
Wurde von Parteichef Jeremy Corbyn in das Gremium der Wirtschaftsberater*innen der Labour Party berufen
Erhielt für ihr Buch "Das Kapital des Staates. Eine andere Geschichte von Innovation und Wachstum" im Jahr 2016 den Hans-Matthöfer-Preis für Wirtschaftspublizistik der Friedrich-Ebert-Stiftung
Landete mit seinem 800-seitigen Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ einen weltweiten Bestseller, erhielt dafür im Jahr 2015 den Preis "Das politische Buch" der Friedrich-Ebert-Stiftung
Elinor Ostrom
Lösung für die Tragik der Allmende - durch Prinzipien für Umgangsregeln mit Allgemeingut
„Was wir ignoriert haben, ist, was die Bürger tun können und wie wichtig eine reale Beteiligung der Leute ist, statt jemanden in Washington zu haben, der eine Regel setzt.“
Kurzbiografie
1932–2012
Umweltökonomin
Gründete ein Forschungszentrum, das mehr als 1.000 Fallstudien zur erfolgreichen Nutzung knapper Güter auf lokaler Ebene sammelte
Die erste und bisher einzige Frau, die den Wirtschaftsnobelpreis erhielt
Hyman Minsky
„Stabilität führt zu Instabilität. Je stabiler die Dinge werden und je länger die Dinge stabil sind, desto instabiler werden sie sein, wenn die Krise eintritt.“Wirtschafts- und Finanzkrisen sind nicht als einfache Schocks zu betrachten, sondern werden durch unser Wirtschaftssystem hervorgebracht.Er fordert langfristig die bessere Regulierung von Finanzmärkten. In Krisen muss der Staat kurzfristig als "Gläubiger der letzten Instanz" einspringen, um Panikeffekte zu vermeiden.
Kurzbiografie
1919 –1996
Er baut als Kritiker der Neoklassik auf Keynes‘ Werk auf
Mit der Finanzkrise erhielt seine Arbeit über Finanzmärkte eine neue Aufmerksamkeit
John Maynard Keynes
In den 1930er Jahren erkannte John Maynard Keynes: Die Marktwirtschaft kann für Wohlstand sorgen, wenn der Staat den richtigen Rahmen setzt.
Bei Krisen und Problemen muss er eingreifen.
Karl Marx
Während der Industrialisierung erlebte Karl Marx das Elend der Arbeiter*innen. Da die Marktwirtschaft für diese nicht den erhofften Wohlstand brachte, wollte er sie ganz abschaffen.
Adam Smith
Adam Smith war der Meinung, dass sich der Staat (zur damaligen Zeit der König) am besten aus der Marktwirtschaft raushält.Die unsichtbare Hand des Marktes würde am besten für alle sorgen.
Neue Debatten
Keynes, Marx und Smith haben klassische Denkschulen geprägt.Aber die Debatte geht weiter, wie die Auswahl neuerer Denker*innen und ihrer Ideen zeigt.